Verglichen mit den zuletzt hier gezeigten Einkaufscentern, „City Einkaufspark“ Pforzheim und „Wollhauszentrum“ Heilbronn, nimmt sich der Böblinger „City Center“ architektonisch eher einfallslos aus. Im Inneren des unspektakulären weißen Kastens eröffnet sich jedoch eine faszinierende künstliche Welt, die stellenweise groteske Blüten trägt. Mit der benachbarten „ARA-Passage“ ist er direkt verbunden. Dank der Ende 2014 in unmittelbarer Nachbarschaft eröffneten „Mercaden“ gehen sowohl im „City Center“ als auch in der „ARA-Passage“ langsam die Lichter aus.
Der „City Center“ wurde 1980 errichtet. Im zeittypischen Stil wurden zwei Fußgängerstege über die Wolfgang-Brumme-Allee zum bereits 1967 eröffneten „KaufCentrum“ angelegt. An der Nordwestseite schließt direkt die seit 1976 bestehende „ARA-Passage“ an, die ebenfalls durch einem Steg mit dem „KaufCentrum“ verbunden ist. Das Innere des „City Centers“ ist recht dunkel, Tageslicht bekommt man nur in einigen Bereichen der oberen Etage zu sehen. Der Übergang zur „ARA Passage“ ist im Inneren kaum bemerkbar.
Die Eingänge des Centers, hier derjenige am nordwestlichen der erwähnten Stege, sind recht unauffällig gehalten.
Drei Einkaufscenter-Generationen in einer Reihe: „City Center“ (1980), „ARA-Passage“ (1976) und „Mercaden“ (2014).
Betritt man den „City Center“ durch den südwestlichen Eingang, so wird man links durch die allgegenwärtige Billigkette TEDi, rechts durch Leerstand begrüßt. Laut einem Zeitungsbericht behielten einige Ladenbetreiber im Frühjahr 2015 Teile der Miete ein, weil sich der Betreiber des Centers nicht mehr um Reparaturen an Rolltreppen und Leitungen kümmerte.
Während sich im Erdgeschoss eine REWE-Filiale befindet, stehen weite Teile des ersten Obergschosses leer. Für etwas Leben sorgt lediglich der Crèpestand, vor dem einige Bistrotische aufgestellt sind. Etwa hier befindet sich die Grenze zwischen den beiden Immobilien. Der Crèpestand befindet sich im „City Center“, die ZEEMAN-Filiale in der „ARA-Passage“.
Dieser einsame Pflanzenkübel im zweiten Obergeschoss bekommt immerhin etwas Tageslicht ab. An der Ladentür im Hintergrund hängt ein handgeschriebenes Schild: „Wir sind umgezogen in die Bahnhofstr. 21“. Richtig abenteuerlich wird es hingegen im dritten Obergeschoss, das nur über den Aufzug oder ein Treppenhaus erreichbar ist.
Dieser etwas deplatziert wirkende Baum markiert den Übergang zu einer bizarren Parallelwelt ohne Tageslicht. Man fühlt sich versetzt in ein schäbiges Raumschiff aus einem dystopischen 80er-Jahre-Roman oder zumindest in das Oberdeck einer nicht minder schäbigen Ostseefähre.
Rechts lädt dieser Gaukler auf verspiegeltem Podest in’s „Magic Casino“ ein, doch die Hauptattraktion wartet auf der linken Seite des düsteren Gangs:
Was mag sich die betreffende Person wohl dabei gedacht haben, als sie diese künstliche Felswand mit Plastik-Efeu und pseudoviktorianischer Straßenlaterne entworfen hat? Mit den Deckenstrahlern gibt das Ensemble jedenfalls ein prächtig-surreales Bild ab.
Hinter der Felswand befinden sich Toiletten und am Ende des Gangs die Discothek „FLAIR“.
Auch im Erdgeschoss, gegenüber der REWE-Filiale, ist dystopischer „Bladerunner“-Charme zu entdecken: Rollanden unten. Over and out. Ein Highlight unter den Einkaufscentern im Raum Stuttgart.
Die Aufnahmen entstanden am 7. Oktober 2016.
Links
Stuttgarter Zeitung: Mieter kritisieren Zustände im Center
Böblinger Bote: Managt Mercaden auch die ARA-Passage?
Eine Antwort auf City Center und ARA-Passage Böblingen