Galmbach

Foto: Jobs Weingart

– Verschwundenes Dorf im Odenwald –

Fotoreport von Jiří 7256 und Jobs Weingart

An der hessisch-badischen Landesgrenze im Odenwald, auf Gemarkung der Gemeinde Hesseneck (Odenwaldkreis), liegt auf einer ausgedehnten Waldlichtung ein Forsthaus mit Nebengebäuden, das den Namen Eduardstal trägt. An dieser Stelle befand sich noch vor etwa 175 Jahren ein Dorf namens Galmbach.

Anders als die meisten verschwundenen Orte, die schon im späten Mittelalter abgegangen sind, wurde Galmbach von amtlicher Seite aufgelöst, namentlich durch den Fürsten von Leiningen. Dies geschah in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts, der Ort bestand zu dieser Zeit aus 19 Häusern und hatte 149 Einwohner. Ziel der Aktion war, den fürstlichen Jagdbezirk auszuweiten. In offiziellen Bekanntmachungen wurde seinerzeit von einem freiwilligen Verlassen des Orts durch seine Bewohner gesprochen. Dass die Verhältnisse für die Landwirtschaft in den Höhen des Odenwalds nicht vorteilhaft waren, und somit ein theoretischer Anlass für den Wegzug gegeben war, ist auch nicht in Zweifel zu ziehen, doch wurden solche Argumente nur zur Verschleierung der eigentlichen Gründe angeführt. Zudem hielt sich bis in die Forschungsliteratur des 20. Jahrhunderts die These, Galmbach sei ein von Wilderern und Holzdieben bevölkertes Nest mit moralisch verwahrlosten Einwohnern gewesen, ein Unterschlupf für Kriminelle, die hier an der Landesgrenze untertauchten – die Räumung des Ortes sei also durchaus gerechtfertigt gewesen. Die Heimatforscher Gertrud und Udo Kühn beschäftigten sich eingehend mit dem Thema, konnten anhand zeitgenössischer Quellen die wahren Umstände der Gemeindeauflösung näher beleuchten und fanden keinerlei Hinweise auf eine auffällige kriminelle Energie in dem kleinen Odenwalddorf. Ihre Erkenntnisse haben sie in einem mittlerweile in drei Auflagen erschienenen Büchlein im Eigenverlag herausgegeben, zudem ist eine Internetseite eingerichtet worden.

Nach der Auflösung der Gemeinde und dem erzwungenen Fortzug der Bewohner wurden die meisten Gebäude abgebrochen, die Bewohner mussten sich eine neue Heimat suchen. Ein Wohnhaus mit Nebengebäuden blieb für die fürstliche Forstverwaltung erhalten. Der Ort wurde in Eduardstal umbenannt, nach dem Namen des Sohns des Leininger Fürsten.

Heute kann das ehemalige Forsthaus als Wochenendhaus gemietet werden. Von manchen Häusern sind noch Fundamente zu erkennen, eine Gedenktafel erinnert an den untergegangenen Ort. Die Fotos entstanden am 25. Mai 2010.

Foto: Jiří 7256

Foto: Jiří 7256

Foto: Jiří 7256

Foto: Jobs Weingart

Foto: Jiří 7256

Foto: Jiří 7256

Foto: Jobs Weingart

Foto: Jiří 7256

Foto: Jobs Weingart

Foto: Jiří 7256

Foto: Jobs Weingart

Literatur:

Eberbach-Channel.de: Die letzte Geotour des Jahres mit Michael Hahl führte auf Spurensuche in ein verlassenes Geisterdorf. 2003.

Kühn, Udo und Kühn, Gertrud: Galmbach (=Gallenbach; das heutige Eduardstal). Anlässlich der vor 150 Jahren, am 7. September 1836, verfügten Gemeindeauflösung, mit zwei Holzschnittdrucken von Heike Kühn. Erbach-Bullau, Im Eutergrund 1986. Nachdruck 2010.

Kühn, Udo: Galmbach. 2008.

Wikipedia: Eduardsthal. 2010.

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