Unterwegs im Nerdcore-Express
Die Feuerbacher Industriebahn, die das Industriegebiet rund um die Borsig-, Leitz- und Heilbronner Straße unterhalb des Pragsattels erschließt, soll noch in diesem Jahr stillgelegt werden. Ihre Gleise in der Borsigstraße sind dem Ausbau dieser zur Durchgangsstraße im Weg und so zahlt die Stadt dem Kunden Flint Group lieber eine siebenstellige Entschädigungssumme, dass dieser sich eine neue Entladeanlage für LKWs bauen kann, anstatt die Gleise im Zuge des Umbaus zu erhalten. Letzteres wäre laut Zeitungsberichten um etwa den Faktor 1,5 teurer gewesen.
So wird dieses einzigartige Stück Industriegeschichte bald fast völlig verschwunden sein. Erhalten bleibt lediglich der Anschluss der Firma Bosch nahe des Feuerbacher Bahnhofs. Hier werden nach wie vor zahlreiche Wagenladungen pro Tag angeliefert. Die abenteuerliche Fahrt der Diesellok durch die Straßen des Industriegebiets, vorbei an Prolo-Discos, Fitness-Studios und der Kfz-Zulassungsstelle, wird bald nicht mehr zu erleben sein.
Aus diesem Anlass veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe zusammen mit den Verkehrsfreunden Stuttgart am 12. Mai eine Abschiedsfahrt mit einem NE-81-Triebwagen der Strohgäubahn. Impressionen von einem Ausflug mit Freak-Faktor.
Drei mal wurde die Strecke befahren, so bot sich die Möglichkeit, sowohl Bilder zu machen als auch selbst mitzufahren. Hier unterquert der Triebwagen die Gleise der Hauptbahn am Feuerbacher Bahnhof.
Ein ganzer Tross an Fotografen verfolgte den Zug zu Fuß, hier in der Borsigstraße. Bis die Ampelanlage die Überquerung der Heilbronner Straße freigibt, vergeht einige Zeit. Somit konnten die Verfolger aufholen.
Der Bogen durch die Krailenshaldenstraße musste nun allerdings abgekürzt werden und so entstand das nächste Foto in der Sieglestraße, bereits auf der Rückfahrt. Fahrtende war vor dem Werkstor der Flint Group, wo die Passagiere aussteigen konnten und ein kurzer Aufenthalt stattfand. Von hier führte einst ein weiteres Gleis hinauf durch die Leitzstraße bis auf den Pragsattel, wo sich ein Lager des Fernmeldeamtes befand. Die Gleisreste sind dort heute noch zu erkennen.
Vor der surrealen Kulisse des Autowäsche-Zentrums Mr. Wash überquert der NE 81 die Heilbronner Straße.
Unter lautem Quietschen durchfährt der Triebwagen hier die enge Kurve in der Krailenshaldenstraße. Auch hier befanden sich früher zwei Anschlussgleise, welche jedoch seit Jahren außer Betrieb sind.
Die Verfolger sind dem Zug dicht auf den Fersen.
Wieder wird die Heilbronner Straße überquert, hier bei der Discothek Penthouse. Ab hier war es nicht mehr möglich, Schritt zu halten …
… und so entstand das nächste Foto erst wieder an der Wernerstraße, nahe der Einstiegsstelle.
Noch einmal bei der Wernerstraße.
An der provisorischen Einstiegstelle.
Perspektivwechsel: Unterwegs in Richtung Borsigstraße.
In der Krailenshaldenstraße.
Kurz vor dem Ende der Hinfahrt, am Werkstor der Flint Group.
Angekommen.
Fotografieren.
Alle wieder einsteigen!
Spiegelung bei Mr. Wash.
In der Krailenshaldenstraße.
Zum Abschluss ging es noch ein Stück auf das Gleis beim Bosch-Werkstor. Der schlechte Zustand desselben ließ allerdings eine Weiterfahrt nicht zu. Bis zum ehemaligen Anschluss der Firma Fahrion liegen hier noch die Schienen. Einst führten auch weit verzweigte Gleise durch die Bludenzer und Bregenzer Straße. Von diesen sind hier und da noch Reste zu sehen.
Auch mit dem Fahrrad wurde die Verfolgung aufgenommen.
Gleisplan in der Fahrerkabine.
Wieder an der Wernerstraße angekommen.
Nach der dritten Fahrt bestand die Möglichkeit, mit dem VT 412 bis nach Weissach zu fahren. Dort, am Endpunkt der Strohgäubahn, befindet sich dessen Depot. Dieses soll jedoch bald nach Korntal verlegt werden, der Abschnitt Heimerdingen – Weissach sieht somit ebenfalls einer unsicheren Zukunft entgegen. Auch die NE-81-Triebwagen werden nicht mehr lange im Strohgäu unterwegs sein, die Ablösung in Form neuer Regio-Shuttles ist bereits in Bau.
Abschiedsbild.
An dieser Stelle sei den Veranstaltern ein herzlicher Dank für diese gelungene Aktion ausgesprochen. Aufgrund des regen Interesses (der Triebwagen war beinahe voll besetzt) kann wohl davon ausgegangen werden, dass solche Fahrten noch öfters stattfinden. In Feuerbach war es aber wohl definitiv die letzte.
Literatur:
Ulmereisenbahnen.de: Fotogalerie Stadtgebiet Stuttgart Industriebahn Feuerbach. 2002.
Wikipedia: Industriebahn Feuerbach. 2012.
Eine Antwort auf Sonderfahrt auf der Feuerbacher Industriebahn