Biedenkopf gilt als die Hauptstadt des sogenannten Hessischen Hinterlands, einem vom dessen Hauptgebiet beinahe völlig isolierten Teil des einstigen Fürstentums Hessen-Darmstadt. Bekannt ist das Städtchen in der Hauptsache durch sein imposantes Landgrafenschloss, das über ihm thront.
Doch das heimliche – oder vielmehr unheimliche – Wahrzeichen ist ohne Zweifel das Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz, ein eindrucksvolles Zeitzeugnis des wilhelminischen Militarismus‘. Ufoport Glufenteich dokumentiert große und kleine Sehenswürdigkeiten.
Der Rundgang beginnt am Bahnhof, dessen Empfangsgebäude schon bessere Tage erlebt hat, die Bahnhofskneipe ist geschlossen. Noch erhalten sind dagegen die Anlagen des mechanischen Stellwerks, die vom Hausbahnsteig aus eingesehen werden können.
Straßenseitig ist dieser Kombiautomat am Empfangsgebäude angebracht.
Nur wenige Meter weiter trifft man auch noch auf einen Kaugummiautomaten.
Wir begeben uns stadteinwärts: An der Ecke Schul- / Hospitalstraße steht dieses schöne Eckhaus.
Von dieser Kreuzung bietet sich auch ein schöner Blick auf den Schlossberg. Das Landgrafenschloss entstand in den Jahren 1840er-Jahren unter Großherzog Ludwig II. von Hessen-Darmstadt auf den Ruinen einer Burganlage aus dem 12. Jahrhundert. Zeittypisch im Stil des Historismus gehalten, greift es mittelalterliche Elemente auf und zeigt sich wie die Blaupause einer Ritterburg. Heute beherbergt das Schloss neben einem Restaurant das Hinterlandmuseum, ein Heimatmuseum für Biedenkopf und Umgebung.
Zudem sticht hier dieses schöne Schild eines Tanzcafés ins Auge: Tanz-Etage.
In der Hospitalstraße, auf dem Weg zum Marktplatz, kommt man noch an diesem Kondomautomaten mit der seltsamen Aufschrift Kundendienst vorbei.
Als erstes Haus am Marktplatz fällt das Eiscafé Fantastico auf, ein schönes Fachwerkhaus mit hessentypischer Schieferverkleidung an den oberen Geschossen.
Es starben den Heldentod …
Von dessen Außenbereich genießt man dann auch einen erstklassigen Blick auf das eingangs erwähnte Kriegerdenkmal. Das beeindruckende Monument wurde im Jahr 1904 zur Erinnerung an die Gefallenen des Deutschen Kriegs 1866 und des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 aus dem damaligen Kreis Biedenkopf errichtet. Ungewöhnlich ist sowohl der späte Entstehungszeitpunkt als auch die enorme Größe: Mit dem Sockel aus Diabas-Gestein ist das Denkmal neun Meter hoch. Die beiden Bronzefiguren illustrieren Ludwig Uhlands Lied Der gute Kamerad („Ich hatt’ einen Kameraden“), neben den Tafeln mit den Listen der Gefallenen zeigen zwei Reliefs die Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III.
Für die militaristische wilhelminische Zeit recht unkonventionelle Worte fand offenbar der damalige Bürgermeister Ferdinand Grünewald bei der Grundsteinlegung am 1. November 1903: „Der Vergangenheit zu Ehre, der Gegenwart zur Lehre.“ – So überliefert es Günter Bäumner in Band 2 von Biedenkopf in alten Ansichten. Diese Worte konnten jedoch nicht verhindern, dass später noch zwei weitere Tafeln mit Namen Gefallener angebracht werden mussten.
Das Kriegerdenkmal ist offenbar recht umstritten, wenngleich es den Status eines Kulturdenkmals besitzt. Als erlebbares Zeugnis einer fragwürdigen Epoche hat es aber durchaus seinen Wert und sollte nicht aus falsch verstandener „political correctness“ dem Bagger zum Opfer fallen. Eine die historischen Hintergründe beleuchtende Infotafel wäre allerdings auch nicht ganz verkehrt.
Urbanes Flair bringt diese Uhr ins Spiel, wenngleich durch die leere Werbefläche eine gespenstische Note hinzutritt.
Am Rande des Marktplatzes befindet sich dieser Brunnen mit den Stadtwappen Biedenkopfs an der linken Seite.
Ebenfalls am Marktplatz trifft man auf diesen Kaugummiautomaten in seltener ehemals blau-roter, jetzt blau-silberner Farbgebung sowie …
… auf dieses obskure Schaukeltier.
Direkt daneben lädt ein Supermarkt in schwarz-rot-gold zum Einkauf ein.
An der Treppe zur Hainstraße hinunter befinden sich einige Infokästen, die Fotos vom vergangenen Grenzgang in Biedenkopf zeigen, ein alle sieben Jahre stattfindendes Heimatfest.
Vom Marktplatz führt die Kottenbachstraße in nördlicher Richtung das gleichnamige Tal hinauf. Linkerhand begegnet hier dieser schöne alte Zigarettenautomat.
Biegt man an der nächsten Gelegenheit links ab, so gelangt man über einige Ecken hinauf zum Schloss, von dessen Turm sich ein ausgezeichneter Blick über die Stadt bietet.
Hinunter geht es nun in Richtung der Kirche, vorbei an dieser alten Hausinschrift mit klassischem Gebäudebrandversicherungsschild …
… und dem Schenkbarschen Haus, das ein privates Ikonenmuseum beherbergt.
Unterhalb der Kirche, am sogenannten Obermarkt, befindet sich ein markanter Brunnen, …
… den dieser grimmige Löwe ziert.
Folgt man der Stadtgasse wieder in Richtung Marktplatz, …
… so trifft man auf dieses markante Fachwerkhaus, das sich platzsparend zwischen Stadt- und Untergasse quetscht. Über der rechten Häuserzeile ist nochmals das Schloss zu erkennen.
Noch ein Stück weiter unten, fast wieder am Marktplatz, begegnet ein Stück Kleinkunst an einem Stromkasten.
Ein Abstecher in die Hainstraße offenbart schließlich diesen einfallsreich benannten Laden (geschlossen), bevor es wieder zurück …
… zum Bahnhof geht, wo man mit den Triebwagen der Kurhessenbahn nach Marburg und Erndtebrück gelangt.
Die Aufnahmen entstanden am 3. Mai 2013.
Literatur
Günter Bäumner: Biedenkopf in alten Ansichten Band 2. Zaltbommel 1993.
Links
Stadt Biedenkopf (Offizielle Website).
Wikipedia: Biedenkopf.