Neben Böblingen hat auch Herne im Ruhrgebiet einen „City Center“. Angeblich handelt es sich bei dem 1973 eröffneten Einkaufscenter gar um den ersten seiner Art in Deutschland. Wie viele seiner Artgenossen leidet er unter Leerstand. Während sich im Erdgeschoss ein gut besuchtes Eiscafé und eine Woolworth-Filiale befinden, herrscht im Obergeschoss weitgehend gespenstische Leere. Besonders kreativ zeigt sich das Center-Management in Herne im Umgang mit den ungenutzten Flächen.
Mit weißen Böden und Decken sowie teilweise verspiegelten Wänden versprüht der Center den Charme der späten 1980er-Jahre. Die obligatorischen Pflanzenkübel dürfen nicht fehlen. Selbst im Erdgeschoss stehen etliche Geschäfte leer, so auch eine apokalyptische Pilsbar.
Richtig spannend wird es im Obergeschoss. Neben einem ungenutzten Café sticht hier sofort dieses mit Pflanzen und antiken Säulen liebevoll gestaltete Ladengeschäft in’s Auge. Die New-Yorker-Filiale steht als letzter Fels in der Brandung.
Manche Schaufenster wurden mit Folien überklebt, die allerlei Personen in Lebensgröße zeigen. Vermutlich soll so die Abwesenheit jeglicher Kundschaft übertüncht werden.
Auch hier wurde ein Blumenkübel herangezogen, um die Tristesse des leeren Geschäfts ein wenig abzumildern. Ein anderes Schaufenster zieren dagegen Motorräder:
Originell ist es auch, den Gängen in einem Einkaufscenter Namen wie Wilhelmstraße oder Glockengasse zu geben und Straßenschilder mit Frakturschrift aufzuhängen.
Der außen wie innen recht schlichte Center feierte 2013 mit einer dreitägigen Veranstaltung sein 40-jähriges Jubiläum. Ruhmreiche Tage stehen im wohl keine mehr bevor. Es wäre dem charmanten Bau dennoch zu wünschen, dass er sich noch eine Weile hält – schon alleine der originellen Schaufensterdekorationen wegen.
Die Aufnahmen entstanden am 17. und 18. November 2016.
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