– Relikte früher Mechanisierung in der Landwirtschaft –
Die Landwirtschaft in Südwestdeutschland stand zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert am Beginn eines tiefgreifenden Strukturwandels, welcher gekennzeichnet ist durch Rationalisierung und Technisierung. Produktionssteigerungen durch neue Anbaumethoden, Stallviehhaltung, die Abkehr von der seit dem Mittelalter praktizierten Dreifelderwirtschaft, Flurbereinigungen und den Einsatz von Maschinen ließen den Personalbedarf in der Landwirtschaft erheblich sinken. Dem stand ein enormer Arbeitskräftebedarf in der hierzulande verhältnismäßig spät aufgekommenen Industrie gegenüber. Insbesondere in den Landesteilen, in denen die sogenannte Realteilung vorherrschte, reichte ein Hof oft nicht mehr aus, um einen Haushalt zu versorgen. Bei dieser Erbsitte wurden die Güter im Erbfall geteilt und allen Nachkommen zu gleichen Teilen vermacht. Dies führte zu einer enormen Zersplitterung des Grundbesitzes – oftmals waren Ackerparzellen nur noch wenige Meter breit. So entstanden immer mehr Nebenerwerbsbetriebe. Andere Betriebe wurden völlig aufgegeben, was zur Konzentration des Grundbesitzes bei den zahlenmäßig immer weniger werdenden Vollerwerbsbetrieben führte.
Mit dieser Entwicklung ging die Technisierung der Landwirtschaft einher. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen Dreschmaschinen, Heuwender und Düngestreuer auf, nach dem Ersten Weltkrieg begann der Einzug des Elektromotors, mit dem Dresch- und Futterschneidemaschinen sowie Milchzentrifugen betrieben wurden. In den 1950er Jahren begann schließlich der Siegeszug des Traktors und der landwirtschaftliche Strukturwandel wurde weiter beschleunigt. Ab den 1970er Jahren verlagerten sich immer mehr Betriebe aus von Ortszentren auf die Ackerflur, wo moderne Aussiedlerhöfe errichtet wurden. Heute ist dieser Prozess nahezu abgeschlossen. Nebenerwerbsbetriebe sind selten geworden, Maschineneinsatz ist selbstverständlich und in den Ortskernen sind nur noch wenige landwirtschaftliche Betriebe verblieben.
Alles in allem hat sich das Bild der Landwirtschaft in den vergangenen 120 Jahren also grundlegend verändert. Doch hier und da haben sich Spuren aus vergangenen Zeiten auf den Höfen und auf der Ackerflur erhalten: altes Ackergerät am Wegesrand, die Bausubstanz landwirtschaftlicher Anwesen, Futtertröge an längst nicht mehr landwirtschaftliche genutzten Gebäuden und die eine oder andere Jauchepumpe.
Auch die industriell gefertigten Jauchepumpen gehörten zu den Neuerungen, die bereits am Ende des 19. Jahrhunderts aufkamen. Sie dienten dazu, die vom Stall in eine Grube abgeleitete Jauche in Fässer oder auf die Misthaufen zu fördern, um sie auf die Äcker zu transportieren. Die ersten dieser gusseisernen Pumpen waren handbetrieben. Sie stellten eine enorme Arbeitserleichterung dar und verbreiteten sich schnell auf den Höfen.
Doch schon nach dem Ersten Weltkrieg kamen motorbetriebene Pumpen auf den Markt, die nach und nach die handbetriebenen verdrängten. Heute sind die handbetriebenen Jauchepumpen recht selten geworden, die wenigen noch auffindbaren Exemplare sind außer Betrieb. Ufoport Glufenteich dokumentiert einige der erhaltenen alten Jauchepumpen im Raum Stuttgart.
Literatur:
Alsing, Ingrid et. al.: Lexikon Landwirtschaft. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart 2002.
Borcherdt, Christoph: Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg. Veränderungen von Anbau, Viehhaltung und landwirtschaftlichen Betriebsgrößen 1850–1980. (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 12). Stuttgart 1985.
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Bd. 5. Stuttgart / Leipzig 1907.
2 Antworten auf Landwirtschaftliche Kleindenkmale: Jauchepumpen