Oberhalb der mazedonischen Bergstadt Kruševo liegt auf einer Anhöhe eines der bizarrsten Gebäude des Landes, das Makedonium. Es erinnert an den so genannten Ilinden-Aufstand am Anfang des 20. Jahrhunderts, bei dem sich die slawische Bevölkerung Mazedoniens von der osmanischen Fremdherrschaft befreien wollte. Der Aufstand in der Bergregion um Kruševo war 1903 zunächst erfolgreich und es wurde die so genannte Republik Kruševo ausgerufen. Diese Republik unter der Präsidentschaft des Schullehrers Nikola Karev hatte gerade einmal zehn Tage Bestand, bevor sie unter der militärischen Übermacht des Osmanischen Reichs zusammenbrach.
Zum Gedeken an die Opfer dieser Auseinandersetzungen und als Grabmal für Nikola Karev wurde in den 1970er Jahren ein nationaler Wettbewerb für eine Gedenkstätte ausgeschrieben, aus dem die Architekten Iskra und Jordan Grabul aus der benachbarten Stadt Prilep als Sieger hervorgingen. Unter den zahlreichen abstrakten Denkmälern, die in der Ära des Sozialismus unter Josip Broz Tito entstanden, nimmt das Makedonium eine Sonderstellung ein. Mit den bunten Fenstergläsern des Künstlers Borko Lazeski wirkt das 1974 errichtete Gebäude von innen wie eine futuristische Kathedrale, von außen fühlt man sich dagegen unweigerlich an Science-Fiction-Träume aus den 60er und 70er Jahren erinnert.
Die Aufnahmen entstanden am 10. August 2011.
Weitere Aufnahmen solcher Kriegsdenkmäler, die sich im gesamten ehemaligen Jugoslawien finden lassen, hat der belgische Fotograf Jan Kempenaers in seinem Bildband Spomenik zusammengestellt. Fern ab von jeder Heldendarstellung, wie man sie gemeinhin aus Staaten des Warschauer Pakts kennt, sind diese eindrucksvollen Monumente Zeugen einer agilen Künstlerszene mit Hang zu abstrakten, futuristischen Formen. Sie präsentieren sich heute häufig in einem recht desolaten Zustand und geben sich wie die Hinterlassenschaften einer außerirdischen Macht – wie man sich eine solche in den 70er Jahren vorgestellt hat.
Literatur:
Kempenaers, Jan: Spomenik. Amsterdam 2010.
Spiegel Online: Raumschiffe für die Toten (Bilder von Jan Kempenaers. 2011.
Wikipedia: Ilinden-Aufstand. 2011.
Wikipedia: Republik Kruševo. 2011.
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