Böhmenkirch im Landkreis Göppingen ist einer der Orte, deren Name auf der Generalkarte aus dem Verlag Mairdumont weder rot umrahmt noch rot unterstrichen ist. Umrahmung bedeutet laut Legende malerisches Ortsbild, Unterstreichung steht für sehenswert. Angesichts der Tatsache, dass fast jeder größere Ort auf diesen Karten zumindest rot unterstrichen ist, könnte man die Nichtkennzeichnung geradezu als Prädikat besonders unansehnlich verstehen.
Selbst Pforzheim, gerne als hässlichste Stadt Baden-Württembergs bezeichnet, kommt noch in den Genuss der roten Unterstreichung. Überhaupt nicht gekennzeichnet sind Orte wie Sindelfingen, Winnenden, Kornwestheim oder eben das auf der Hochfläche der Ostalb gelegene 3.000-Einwohner-Dorf Böhmenkirch. In der Tat könnte sich der Ort einen prominenten Platz sichern, würde jemand einen Endzeit-Reiseführer von Südwestdeutschland erstellen. Zahlreiche Geschäfte sind geschlossen, Häuser stehen zum Verkauf. Hinzu kommt der häufige Hochnebel und die eisige Kälte im Winter, das Dorf liegt auf knapp 700 Meter Höhe. Rundgang durch einen faszinierenden Unort:
Dieses Haus an der Ecke Haupt- Holzstraße war wohl einst eine Gaststätte, dann ein Fliesenfachgeschäft, heute scheint es ungenutzt zu sein.
Einige Häuser weiter ortseinwärts an der Hauptstraße steht das nächste Ladengeschäft leer – zu verkaufen.
Auch der Schreibwarenladen gegenüber ist geschlossen.
Biegt man an der Kreuzung in der Ortsmitte, wo die oben abgebildete Bäckerei steht, nach rechts in die Kirchstraße ein, so trifft man gleich auf das nächste verlassene Geschäft – zu verkaufen.
Einige Meter weiter ortsauswärts befindet sich dieses ebenfalls geschlossene kleine Gasthaus, das sich nur noch durch die Lampen verrät.
Gefallenendenkmal und Mülltonne.
Rechts des Ortsausgangs in Richtung Heidenheim befinden sich bei einem Stall diese beiden alten Mistförderbänder und eine Umspannstation, beides hier tief im Nebel versunken.
An diesem Wohnhaus in der Hauptstraße ist ein volkstümlicher Sensenmann im Stil der 60er Jahre angebracht. Überhaupt scheint damals eine Blütezeit des Ortes gewesen zu sein, die Schaufenster und Türen der meisten Geschäfte stammen aus dieser Zeit.
Einen ungewöhnlichen Farbton hat die Fassade dieser Café-Lounge, das Gebäude will überhaupt nicht zum Rest des Ortes passen – zumindest optisch. Was dagegen passt, ist der Umstand, dass die Trattoria Da Andrea geschlossen ist – zu vermieten.
Dieses Elektrofachgeschäft an der Ecke Haupt- / Baierstraße hat ab sofort bis auf weiteres neue Ladenöffnungszeiten! Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag vormittags geschlossen. Nachmittags ab ca. 15 Uhr geöffnet oder nach tel. Vereinbarung. Mittwoch Nachmittag geschlossen! Zusätzlich hing an der Tür ein handschriftlicher Zettel: Heute ganztägig geschlossen!
Das Elektrogeschäft hat immerhin überhaupt noch offen, dieser Obst- und Gemüseladen gegenüber scheint die Pforten endgültig geschlossen zu haben.
Und noch ein geschlossenes Geschäft …
Infotafel ohne Information. Fairerweise soll nicht verschwiegen werden, dass auf der gegenüberliegenden Seite durchaus Infos angebracht waren.
Hier befand sich vor vielen Jahren eine Bankfiliale, wie der der erhalten gebliebene Nachttresor belegt:
An dieser Stelle endet der endzeitliche Spaziergang durch die Böhmenkircher Nebelschwaden. Die Aufnahmen entstanden am 1. November 2011. Idyllischere Fotos gibt es auf der offiziellen Internetseite.
Beitrag editiert am 6. Juni 2014.
5 Antworten auf Endzeitliche Grüße aus Böhmenkirch