Börstinger Kohlensäurequellen

Foto: Jiří 7256 – 768x1024

Im oberen Neckartal oberhalb Rottenburg (Landkreis Tübingen) kommen zahlreiche kohlensäurehaltige Quellen vor, welche erstklassiges Mineralwasser liefern. Bekannt sind die Bad Nierdernauer Römerquelle und der Obernauer Löwen-Sprudel. In Starzach-Börstingen wurde im 19. Jahrhunder ebenfalls Mineralwasser abgefüllt, doch ging man hier bald zu einer anderen Nutzung über: Die Kohlensäure wurde hier bis in die 1990er Jahre als industrieller Rohstoff gefördert. Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich dort Kohlensäurefabriken an, noch heute finden sich zahlreiche Spuren der Förderung in der Landschaft. Seit die Firmen den Betrieb eingestellt haben, sprudeln auch wieder die berüchtigten Branntweinbrunnen rund um Börstingen.
 
Der Aufenthalt in der Nähe einer solchen CO²-Quelle wirkt ähnlich dem Konsum einer Übermenge Branntwein. Ein Lokomotivführer soll im 19. Jahrhundert gar ums Leben gekommen sein, als er bei der Bahnstation Eyach einer solchen Quelle zu nahe kam. Im Umfeld dieser kochenden Sulzen, wie sie auch genannt werden, finden sich oft verendete Vögel und Insekten.
 
Zwei Firmen förderten in Börstingen die Kohlensäure, Agefko (später Air Liquide) und Buse. Erstere erstellte ihr Werk auf dem Gelände einer ehemaligen Lohmühle am Ortsrand von Börstingen. Über eine Hochdruckleitung wurde die Kohlensäure seinerzeit zum Bahnhof Eyach befördert, wo sie in Kesselwagen abgefüllt und versandt wurde.

Foto: Jiří 7256 – 1024x768

Foto: Jiří 7256 – 1024x768

Foto: Jiří 7256 – 1024x768

Foto: Jiří 7256 – 768x1024

Die in den 1970er-Jahren neu erbauten Produktionsanlagen stehen heute leer. Mit der Zeit wuren immer tiefere Bohrungen nötig, so dass der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich war und 1998 stillgelegt wurde. Seither bahnt sich das kohlensäurehaltige Wasser wieder seine Wege an die Oberfläche, so auch bei einer ehemaligen Anlage unterhalb des Waldabteils Katzensteig, nahe der Bahnlinie:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=Z3GdFee2UhU&w=640&h=480]

Wie auf dem Video zu sehen, sprudelt hier die Kohlensäure aus dem Boden. Teilweise quillt das Wasser bis zu 40 Zentimeter in die Höhe, wie auf einem weiteren Video aus dem Jahr 2011 zu sehen ist.
 
Ein kleines Gebäude in der Nähe erinnert noch an die ehemalige Ausbeutung der Vorkommen:

Foto: Jiří 7256 –1024x768

In Börstingen gibt es offenbar Pläne, einen Lehrpfad rund um die Kohlensäurequellen und ihre Nutzung einzurichten, welcher 2013 eingeweiht werden soll.

Literatur:

Nienhaus, Heinz: Fund eines Tonkrugs erinnert an ehemalige Nutzung «kochender Sulzen» in Börstingen. In: Schwäbische Heimat 1/2012. S. 45-50.

Sannwald, Wolfgang: Das Schwäbische Sauerland am oberen Neckar. In: Sannwald, Wolfgang (Hrsg.): Geschichtszüge. Zwischen Schönbuch, Gäu und Alb: Der Landkreis Tübingen. 4. aktualisierte Auflage. Tübingen 2006. S. 249-254.

Dieser Beitrag wurde unter Industrie veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten auf Börstinger Kohlensäurequellen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.